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Montag, 27. August 2012

Tapetenwechsel

Und da fetzte ich in von der Wand meines Lebens... meinen Traum. Den Beruf den ich als Berufung sah, der mir Freude bereitete, aber auch oft ärgerte... gute 7 Jahre, die nun unter meinen Fingernägeln kleben und sich nur mit Mühe von den Wänden kratzen lässt.
Aber ich musste es tun, auch wenns mich schmerzt und ich werde nicht die einzige sein... so manch anderer wird mir folgen.
Manchmal muss man den Mut aufbringen und den ersten Schritt machen und nach forne gehen, damit andere aufwachen und sehen, dass man nicht in einer Einbahnstraße steckt. Ebenso wenig in einem Kreisverkehr, wo man irgendwie immer den Moment verpasst die richtige Ausfahrt zu nehmen.
Ich habe gekündigt!
Ich musste es tun, auch wenn es in der heutigen Zeit des Arbeitskampfes und Wirtschaftskriesen ein enormes Risiko birgt. Ich hatte den Mut und bin aus dem Kreisverkehr ausgebrochen.
Ob es die richtige Ausfahrt war die ich nun erwischt habe, kann ich nicht sagen. Was mich genau erwartet kann ich nur wage erahnen. Das es nicht leicht werden wird, kann ich mit Gewissheit sagen.
Es ist etwas neues, etwas anderes.
Die Lebensmittel Branche ist nicht mit dem Zoofach zu vergleichen. Es ist mehr druck hinter.
Allerdings weniger Psychodruck... dafür mehr Arbeitsdruck. Aber das wird wenigstens fair honoriert.
Auch wenns wohl vom Arbeiten her relativ Stumpfsinnig wird, weil man nicht mehr tief auf die Kundschaft eingehen kann. Auch weil die Kundschaft dieses nicht möchte... sie gehen einfach nur einkaufen, das was sie zu essen brauchen. Bei sich selbst denkt der Mensch weniger nach, als bei seinem Haustier.
Und ich denke das wird mir fehlen. Das Zoofach und das was ich daraus machte, war mein Ersatztraum.
Ich wollte ja früher immer Tierpflegerin im Zoo werden, allerdings war ich mit 20 und erst recht mit 22 schon zu Alt für eine Ausbildung. Fand und finde ich immer noch sehr Engstirnig von den Zoos in Europa, aber nun gut. Als Ersatztraum diente dann das Futterhaus. Und ich machte das beste drauß.
Ich habe einen großen Kundenstamm die mir bis heute Dankbar sind für meine Mühen, Nachforschungen und und Tipps. Das ich mein Wissen mit ihnen Teilte... und ich bin meinen Kunden Dankbar das auch sie ihr wissen mit mir teilten, mich an ihrem Leben teilhaben ließen und besonders an dem ihrer Tiere. Manche kenn ich seit dem Welpen alter an, manche begleitete ich in den Tod und durch Krankheiten.
Teilte Freud und Leid. Und das werde ich nie vergessen. Und es wird mir sehr fehlen.

Und nun fange ich in einer Woche beim großen A an... Packen und Kassieren... Packen und Kassieren...
Das war nie mein Traum. Ich weiß auch nicht ob es zu einem werden kann. Aber ich kann davon leben.
Es ist eine Chance Karriere zu machen. Eine Karriere, die mir das Futterhaus leider nie geboten hätte, das der Regionalleiter einen scheiss auf meine Kollegen und besonders auf mich hielt.
Einem Regionalleiter, der warum auch immer eine Art 3ttes Reich denken hat, wo sein Personal nicht mal den Staub unter seinem Schuhen wert ist und aufs letzte ausgebeutet wird. Körperlich und psychisch.
Ich bin immer noch der Meinung, ein Mann wie er, sollte kein Unternehmen leiten. Ein Regionalleiter der eine Diktatur im Betrieb führt und sein Personal nur mit Druck und Angst zusammen hält, wo sich niemand traut auszubrechen, es einem Untersagt wird, einen Betriebsrat zu gründen, weil man sonst eine Spezialbehandlung zu erwarten hat. Und er auch noch denkt, es sei alles richtig was er so ausbrütet, dabei hat er nie selbst "gearbeitet".... ich wünsche ihm mal einen Monat in seinem eigenen Betrieb, damit er mal merkt wie es wirklich ist. Wie angeschlagen und frustriert man ist, wie man mitte des Moants spätestens anfängt zu rechnen ob man mit dem gezahlten Lohn von nichtmal 750€ hinkommt.
Ein Chef der nicht würdigt, was man für ihn leistet und seinen Mitarbeiter nichtmal im entferntestens dafür entlohnt, hat es verdient eines Tages sich selbst beim Jobcenter zu melden.

Aber genug Gefühlsduseleien... ich habs geschafft... ich bin raus... ich habe eine Chance bekommen und ich werde sie nutzen und alles dafür geben, wenns sein muss. Die Chance in nicht zu weiter Ferne einen Markt zu führen, meine Zukunft zu sichern, vielleicht aus dieser Bruchbude auszuziehen in eine nette Reihenhaushälfte, meine IHK Prüfung nachholen, vielleicht auch mal wieder einen richtigen Urlaub machen.
Ich werde kämpfen müssen... ich muss in 14 Tagen 60 PLU nummern lernen und das ist nur die Spitze vom Eisberg. Ich werde packen müssen und ja es wird mir garantiert beschissen gehen nach feierabend und ich werde mich auch bestimmt kaum bewegen können an nächsten morgen. Aber eines gibt mir den Willen durch die Vorhölle zu gehen... der Regionalleiter sieht etwas in mir, was ich schon vor langer Zeit verloren glaubte. Potenzial! Er gibt mir das Gefühl, dass er an mich glaubt, das ich das kann und ihn nicht enttäuschen werde. Und da ich ihn sehr sympatisch finde, auch weil er aus der Arbeiterklasse kommt und selbst weiß, das man sich den Arsch aufreißen und die Ellenbogen auffahren muss, um etwas zu erreichen, möchte ich seinen ersten Eindruck von mir nicht enttäuschen.
Und ich habe viel zu lange resigniert und gekuscht, dass ich völlig vergessen hatte, das ich eigentlich eine Kämpferin bin.
Und so rupfe ich die alten Tapeten von den Wänden meines alten Lebens um platz zu schaffen für eine neue mit strucktur.
Manchmal muss man einfach nur mutig sein und einen Schritt nach vorne machen... ins Ungewisse.